Album: PosenSchnorrvögelSie war wohl längere Zeit verreist. Keiner wußte sicher, ob die Adresse noch stimmt.
Doch die Auskunft auf dem Zettel immerhin von einem, der sie erst letzte Woche traf.
Also ist ein junger Mann auch nicht ganz ohne Hoffnung, als er sich zu ihr auf den
Weg macht.
Der alte Müllpark um die Ecke. Mit seinem Riesenangebot an Drogen. Wo die
Plastikfolienmenschen wohnen, wirkt jetzt romantisch, leise, traurig und vertraut.
Der Schlendernde versinkt fast im Morast. Gut, daß es heute nicht so stinkt. Die
ganze Zeit mit ihr war eigentlich die Hölle. Immer Angriff gegen Angriff und alles
in allem Beschissen. Voller Fehleranalysen und Gewalt im privatestem Bereich. Keine
Träne weint er demnach dem noch hinterher und trotzdem schwer ...
Der junge Mann schlurft so daher, wie junge Männer eben schlurfen, wenn sie
beschäftigt sind. Wenn wir's nicht besser wüßten dächten wir vielleicht er denkt
an's Surfen, an die Sonne und das Meer. Von hier oben aus betrachtet sieht's so aus,
als bezieht er seine Energie aus Resten und als müßte man ihn irgendwie vor irgendwas
beschützen. Ich wünschte er würde heftig auf die Fresse kriegen.
Und darauf läuft es auch hinaus. Mir scheint er rückt trotz deutlicher Ermahnung der
zwei Herren an dieser Stelle im Geschehen sein Portemonnaie nicht raus. Fehler denke
ich, scheiße Junge, Fehler. Und ich glaube fast, daß er das auch grad' denkt.
Nach fünf Minuten wacht er auf. Schüttelt sich den Dreck aus seinem Bart. Ein
schräger Vogel schnorrt ihn an, doch er bleibt hart. Er hätte auch nichts mehr,
selbst wenn er wollte. Das Geld hat er gespart. Er merkt es erst als er in seinen
Taschen fingert. Er merkt erst jetzt, daß er sich an fast nichts erinnert. Läuft ein
Stück und findet einen Zettel zwischen all dem Flaum. Erschreckt. Lehnt sich an einen
Baum und schmeißt ihn weg.