Album: other songsBiographieNew York ist die Welt, und das Rapgame ist das Spiel des Lebens. So oder ähnlich
denken zumindest die Rapper aus den Ghettos des Big Apple, wenn sie nicht selten
einen Anfall von Größenwahn bekommen. Deswegen hat auch fast jedes Viertel seine
eigene Bezeichnung. Staten Island, Heimat des Wutang Clan, heißt dann auch nur noch
stilecht Shaolin, und die Queensbridge Projects werden Mitte der Neunziger von
Capone-N-Noreaga mit dem Kampfgebiet Irak gleichgesetzt, um den Kriegsähnlichen
Zustand der Ghettos zu beschreiben. Songs wie "Iraq (See The World)" oder
der Kuwait-Remix von "LA, LA" vom 97er Klassiker "The War
Report" sprechen eine deutliche Sprache. Doch damit nicht genug, Emcees aller
Coloeur benutzen dazu oft coole Charaktere aus Filmen oder der Zeitgeschichte.
Scarface, gespielt von Al Pacino aus dem gleichnamigen Gangsterfilm, und (Al) Capone
decken die Mafiosi-Seite ab, um ihre harte Thug/Gangsta-Attitude zu verdeutlichten.
Wem es mehr um politische oder geistige Militanz geht, nennt man sich halt nach
einem bekannten General. Noreaga, Mussolini oder eben Tragedy Khadafi sind
Paradebeispiele dafür. Kein Wunder also, dass diese drei Personen aus dem
"Irak" stammen und maßgeblich an "The War Report" beteiligt
sind. Während Noreaga nur mit diesem Decknamen berühmt wird, hat Tragedy Khadafi
noch eine andere, musikalische Vergangenheit. Seine erste Schritte im Hip Hop macht
unter er dem Synonym Tragedy.Doch zuerst muss Percy Cole IV einige üble Erlebnisse
durchstehen. Seine Kindheit/Jugend ist typisch für die eines Schwarzen in Amerika.
Ein Leben voller Elend auf den Straßen der Queensbridge Housing Projects. Seine
Mutter spritzt sich Heroin und der Stiefvater vergewaltigt seinen Bruder und seine
Schwester. Der junge Percy muss Essen klauen,um nicht zu verhungern. Wegen
Drogendealerei sitzt er eine zeitlang mit den Rapkollegen Black Rob und DMX im Knast
auf Rikers Island. Doch Percy findet einen Weg aus der Misere, die Hip
Hop-Kultur.Erste Texte hat er bereits mit 12 Jahren Mitte der 80er geschrieben, und
gibt sich selber den Namen Tragedy. Ende der 80er kommt man im Rapgame am
Produzenten Marley Marl nicht vorbei. Besonders dann nicht, wenn man auch noch wie
Marl aus Queensbridge stammt. Und so darf Tragedy auf Marls "In Control Volume
One" ein paar Zeilen rappen. Danach darf man ihn sogar zur legendären
Juice-Crew zählen, der auch Marley Marl selbst, sowie gestandene Emcees wie Big
Daddy Kane, MC Shan und Biz Markie angehören. Tragedy muss sich bei so vielen
Rappern eine Nische suchen. Biz Markie deckt die Spaß-Fraktion ab, Big Daddy Kane
die des Super-Thugs und Frauenliebling, und MC Shan ist der Battle-Emcee (Man
erinnere nur an die legendären, lyrischen Auseinandersetzungen mit Krs-One). Doch
Tragedy findet seinen Weg, als er mit der Nubian Nation in Verbindung kommt.Bei
diesen lernt er die Knowledge Of Self. Wissen ist Macht. Er wird tief in das Black
Consciousness-Gedankengut hineingezogen. Mit Songs wie "Arrest The
President" und "I’m Black And I’m Proud" vom 90er Debut
"Intelligent Hoodlum" macht er seinen Standpunkt klar. "Ich wollte
der ganzen Welt erzählen, dass der schwarze Mann gerecht und der Weiße der Teufel
ist." Doch Message-Rap ist halt nicht populär, so dass sich Tragedy's Debut
nicht sonderlich gut verkauft. Auch der Nachfolger "Tragedy-Saga Of A Hoodlum
'93" wird nicht unbedingt ein Verkaufsschlager. Deprimiert landet Tragedy dank
Zuhälterei mitten in einem Bandenkrieg und wird dabei angeschossen. Seitdem trägt
Tragedy eine kugelsichere Weste und startet einen weiteren Versuch im Rapgame.
Diesmal jedoch als harter Straßenpoet. "I’m Still for Black Power. I’m still A
Revolutionist, but I’ve always been for the Street." Die Idee, das thematische
Konzept für CNN steht seit 1993, doch erst zwei Jahre später kommt der Stein ins
Rollen. Er gründet sein eigenes Label Label 25 To Life und holt sich mit Capone und
Noreaga zwei Mitstreiter aus Queensbridge ins Boot. Da im Hip Hop die Streetpromo
sehr wichtig ist, engagiert Tragedy den Radio-DJ Stretch Armstrong, der die erste
Single "LA, LA" heftig auf seinen Plattentellern rotieren lässt. 65000
Einheiten gehen über den Ladentisch, für eine Independent-Produktion hervorragende
Zahlen.Doch der Track wird auch durch den damaligen Westcoast-Eastcoast-Zwist
begünstigt, denn "LA, LA" ist eine zynische Antwort auf "New York,
New York" von Snoop und seinem Dogg Pound. Anderthalb Jahre später kommt das
Debut "The War Report" von Capone-N-Noreaga auf den Markt. Tragedy, der
sich jetzt den Zusatz Khadafi gibt, geht wieder etwas unter, obwohl er immerhin ein
Drittel der Raps zur Platte beisteuert. Der Hauptaugenmerk liegt auf dem Duo
Capone-N-Noreaga. Das mag auch, trotz des Erfolges, der Grund gewesen sein, warum es
später zum Beef zwischen Tragedy und Noreaga kommt. Der Streit findet mit Tragedys
"Blood Type" und Noreagas "Half Way Thugs II" ihren Höhepunkt.
Gerüchte machen die Runde, dass Tragedy Geld von CNN gestohlen haben soll. Andere
dagegen behaupten, Noreaga wäre Tragedy mit seinem Penalty Records-Deal in den
Rücken gefallen.Das ist aber im Sommer 2001 alles Schnee von gestern, denn Tragedy
Khadafi veröffentlicht nach diversen Maxis sein drittes Soloalbum "Against All
Odds". Man kann nur hoffen, dass Tragedy endlich die Lorbeeren erntet, die er
seit langem verdient. Doch die Konkurrenz im eigenen Lager ist groß. Seine
Queensbridge-Nachbarn Nas, Mobb Deep, Srewball, CNN, Cormega und Nature wollen alle
ihr Stück vom Rapkuchen. So ist es nicht verwunderlich, dass innere Reibereien nicht
ausbleiben. "QB is just one Project, This Ain’t A Borough, this ain’t a Town.
People See Each Other All The Time". Tragedy und Nature sind übrigens die
einzigen Rapper, die noch in Queensbridge wohnen.2001 Against All
Odds1993 Tragedy-Saga Of A Hoodlum1990 Intelligent Hoodlum